Peter Aicher: "Holz ist auf der Überholspur"

Peter Aicher im InterviewPeter Aicher erlebt als Präsident des Landesinnungsverbandes des Bayerischen Zimmererhandwerks momentan eine sehr gute Stimmung in der Branche. Im Interview mit "Winklers Holzblatt" spricht er über das Jahr 2013, die neuen Herausforderungen, die Zusammenarbeit mit den Holzlieferanten sowie die Ausbildungssituation und die glänzenden Vorzeichen bis 2020.

Herr Aicher, wenn Sie aus Sicht der bayerischen Zimmerer auf 2013 zurückblicken, wie fällt Ihre Bilanz aus?

Peter Aicher:
Die Bilanz fällt für das letzte Jahr sehr gut aus. Wir haben eine Menge Ziele, die den Holzbau betreffen, erreicht. Die Branche hat einen Ruck nach vorne gemacht. Die Konjunktur wurde sehr gut angekurbelt. Das hat unseren Betrieben sehr gut getan. Wir haben auch Aktivitäten gestartet, zum Beispiel mit Schauholz, einem Ausstellungscontainer aus Holz, der zehnfach aufgestellt wurde. Dort sind sämtliche Informationen entlang der Wertstoffkette dargestellt. Das hat bei der Politik und den Menschen draußen gut gefruchtet.

Für das Jahr 2014 haben Sie ein Motto ausgegeben: "Bauen mit Holz, eine sichere Sache". Was steckt dahinter?

Peter Aicher:
Dieser Leitspruch ist genial, er umfasst mehrere Bereiche. Zum einen kann man es arbeitsmarktpolitisch gut umsetzen. Bei uns hat man eine Jobgarantie für die Mitarbeiter. Es gibt die wirtschaftspolitische Seite an dem Spruch. Die Auftragslage ist bei den Betrieben sehr gut. Wir sind ein Auftragsgarant. Es gibt auch die normtechnische Seite. Wir bieten eine sichere Sache, indem wir die Standfestigkeit der Gebäude herstellen und ohne chemischen Holzschutz tätig sind. Ein vierter Punkt ist für dieses Motto noch ganz wichtig, die sozialpolitische Seite. Das betrifft die Prävention beim Unfallgeschehen. Dies steht im Jahr 2014 im Fokus und das wird auch in den Bezirksversammlungen entsprechend kommuniziert.

Die Zeichen stehen aus Ihrer Sicht auf "volle Kraft voraus". Welche Herausforderungen gibt es trotzdem?

Peter Aicher:
Wir müssen eine gewisse Ressourceneffizienz in der Anwendung von Holz herausarbeiten. Es geht dabei auch um die Gesamtsituation beim Forst. Es geht zunächst einmal um Forstprozesse, so dass man die Verfügbarkeit von Holz sicherstellt. In Österreich werden zum Beispiel vierzig Prozent des ganzen Holzes energetisch genutzt. Wenn diese Entwicklung so weitergeht, dann hat man 2030 ein Defizit von 300 Millionen Kubikmetern Holz in Europa. Eine solche Entwicklung kann nicht klappen. Da muss man handeln, wenn man die Verfügbarkeit von Holz garantieren will.

Wie erleben Sie momentan selbst die Situation und Zusammenarbeit mit den Holzlieferanten?

Peter Aicher:
Es gibt den Eurocode 5, es gibt ein CE-Kennzeichen. Ich bin auch vereidigter Sachverständiger für den Holzbau. Es ist für uns Zimmerer extrem wichtig, dass wir von all unseren Lieferanten, auch vom kleinen Säger, ein CE-gekennzeichnetes Holz bekommen. Für uns ist auch das PEFC-Zeichen wichtig, damit wir wissen, wo das Holz herkommt und dass  nachhaltig gewirtschaftet wurde. Mit dem CE-Kennzeichen ist man abgesichert. Wenn wir heute ein Holzhaus bauen und wir getrocknetes Holz mit einer definierten Sortierung verwenden, dann passt das, wenn wir die Nachweispflicht gegenüber unserer Kunden haben. Auch der Säger ist abgesichert, wenn er sich kontrolliert oder kontrollieren lässt.

Wie sehen Sie die Haftungssituation der Zimmerer, gerade was die Kennzeichnung betrifft?

Peter Aicher:
Wir haben unsere Zimmerer vor Jahren schon sensibilisiert dafür, was sie auf die Bestellliste zu schreiben ist. Die Haftungskriterien sind bekannt. Jeder braucht eine durchgehende Wareneingangskontrolle. Eine Checkliste dafür haben wir an unsere Betriebe verteilt. Ein guter Innungsbetrieb nutzt das, damit er auch für einen Gutachter oder Sachverständigen eine Grundlage hat, wenn es um die Feststellung von Mängeln und um die Schuldfrage geht.

Sie fordern von der neuen Regierung eine steuerliche Förderung von Handwerksleistungen, die Umsetzung der Kaskadennutzung und ein Ernstnehmen der Klimaschutzziele. Wie schwer ist es, sich Gehör zu verschaffen?

Peter Aicher:
Das ist mittlerweile nicht mehr schwer. Wir haben uns durch den Beitritt in die Klima-Allianz 2012 Gehör verschafft. Damals waren zwei Minister in Erlangen dabei. Man hat einen gewissen Ruck zur Anerkennung und Wertschätzung gegenseitig verspürt. Wenn wir in der bayerischen Staatsregierung vorstellig werden, dann werden wir gehört, auch wenn wir ein kleiner Verband sind. Wir haben aber viele Mitarbeiter, sind regional verbunden und stellen die regionalen Arbeitsplätze. Dadurch haben wir  Erfolge erreicht, wie zum Beispiel, dass nach dem Hochwasser in Deggendorf werkstoffneutral ausgeschrieben werden muss, nachdem zunächst keine Holzhäuser in Hochwasserschutzgebieten mehr gebaut werden sollten.

 

Peter Aicher: "Sehr gute Zukunftsprognose"

 

Bayerns Zimmerer bilden 2.700 Azubis aus. Wie sehen Sie derzeit die Nachwuchssituation?

Peter Aicher:
Natürlich kämpfen wir auch, aber wir tun uns nicht so schwer wie andere Gewerke. Unser Handwerk ist ein Meisterberuf. Die Meister bilden aus und sind weitblickend. Wir haben durch unser duales Ausbildungssystem und einen relativ guten Verdienst, den man als Lehrling bereits hat, aber auch durch die gute Zukunftsperspektive dort, wo viel mit Holz gebaut wird, gewaltige Zuwächse. In der Rosenheimer Innung haben wir zum Beispiel von einem Jahr auf das nächste 25 Prozent mehr Lehrlinge bekommen. Wir haben in der Öffentlichkeitsarbeit einen Fokus auf Ausbildung und Bildung gelegt. Wir gehen in die Schulen, in die siebte, achte Klasse. Wir präsentieren unser Handwerk, lassen schnuppern. Es ist auch ein sympathisches Handwerk geworden. Es gibt vorgefertigte Bauteile, wir verarbeiten ein sympathisches Material. Wir brauchen für die Zukunft Mitarbeiter, weil unsere Branche brummt. Es steht ein gewaltiges Auftragspotenzial ins Haus - zumindest bis 2020. Das kann man an der Politik ablesen. Wir haben die Energiewende, das ist eine Steilvorlage für uns Zimmerer.

Das heißt, die Vorzeichen stimmen bis 2020?

Peter Aicher:
Bis 2020 ist eine sehr gute Zukunftsprognose da. Wir sind eine aufsteigende Branche, die schon sehr alt ist. Wir haben das Glück, dass wir einen Werkstoff haben, der unglaublich nachhaltig und auch in der Zukunft erhältlich ist. Das ist unser Riesenvorteil.

Trotz der guten Ausbildungssituation ist der Fachkräftemangel deutschlandweit ein Thema. Sehen Sie das ähnlich?

Peter Aicher:
Man darf sich nicht auf den Lorbeeren ausruhen, wenn man meint, man ist gut. Den Fehler machen wir nicht. Wir wissen ganz genau: "Spare in der Zeit so hast du in der Not." Wir lassen deshalb nicht nach und werden nach wie vor Auszubildende werben. Das ist eine unserer Hauptaufgaben. Das geht auch mit der Entwicklung im Holzbau einher. Wir werden uns dafür einsetzen, dass man auch in strukturschwächeren Gegenden mehr Holzbau hat. Wir wollen auch dabei unterstützen, dass wir den Holzbau nach außen tragen - nicht zuletzt mit einer entsprechenden Fachberatung.

Zum Abschluss: Wo steht das Holz momentan?

Peter Aicher:
Wir haben in den letzten zwei, drei Jahren mehr Entwicklung mitgemacht als in den fünfzig Jahren davor. Das merkt man. Wir haben viele Anfragen. Unser Werkstoff Holz ist auf der Überholspur. Das Wichtigste ist es aber, das Holz sinnvoll zu nutzen. Es gibt Holz nicht unendlich.

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